Fed-Entscheid und straffere Geldpolitik treibt Baugeld
Die jüngste Leitzinsanhebung der amerikanischen Notenbank FED um 0,5 Prozentpunkte ist ein weiteres Indiz für Immobilienkäuferinnen und -käufer, dass Immobiliendarlehen vorerst nicht billiger werden. Auch der immer wahrscheinlichere Zinsschritt der Europäischen Zentralbank EZB, den viele Marktteilnehmer nun bereits im Sommer erwarten, wird das vorläufige Ende extrem günstiger Immobilienkredite besiegeln. „Eine Hauptursache der Zinswende bleibt die Inflation, die unter anderem durch corona- und kriegsbedingte Produktions- und Lieferengpässe sowie Rohstoffknappheit angeheizt wird“, erklärt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen, im aktuellen Zinsbericht des Unternehmens. Die für das monatliche Bauzins-Trendbarometer befragten Expertinnen und Experten sehen zusätzliches Aufwärtspotenzial. Bis Jahresende halten sie Zinsen von drei Prozent für zehnjährige Darlehen für wahrscheinlich.
Im April haben sich Immobilienkredite nochmals um rund 0,5 Prozentpunkte verteuert. Darlehen mit zehnjähriger Zinsfestschreibung kosten Anfang Mai laut Interhyp im Durchschnitt 2,6 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie zu Jahresbeginn, als die Zinsen noch bei rund einem Prozent lagen, und bedeutet für Immobilienkäuferinnen und -käufer eine deutliche finanzielle Mehrbelastung bei der monatlichen Kreditrate. Nach dem Zinssprung im Frühjahr rechnet die Mehrheit der im Bauzins-Trendbarometer befragten Experteninnen und Experten kurzfristig zwar zunächst mit eher gleichbleibenden bis leicht steigenden Konditionen in den nächsten Wochen. Bis Jahresende prognostiziert die Mehrheit jedoch ein noch höheres Zinsniveau und hält Zinsen von drei Prozent in diesem Zeitraum für wahrscheinlich.
„Die Märkte stehen weiterhin unter dem massiven Einfluss des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sorgt für Lieferengpässe, höhere Rohstoffpreise und allgemeine Unsicherheit“, erklärt Mirjam Mohr. In der Folge setzt die historisch hohe Inflation von mehr als 7 Prozent in der Eurozone und über 8 Prozent in den USA die Notenbanken unter Druck, die ultralockere Geldpolitik trotz konjunktureller Risiken zu beenden.
Die amerikanische Notenbank FED hat bei der Sitzung am 4. Mai eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte vorgenommen und eine weitere Straffung der Geldpolitik angekündigt. Auch die europäische Zentralbank EZB, die sich zum Schutz der Wirtschaft bisher gescheut hatte, die Zinspolitik schneller anzupassen, wird reagieren. Beobachter erwarten, dass die Leitzinsen bereits im Sommer angehoben werden. Auch die Renditen zehnjähriger deutscher Staatsanleihen, die neben der Leitzinspolitik die Bauzinsen beeinflussen, befinden sich seit März im Plus. Sie liegen bei rund einem Prozent, nachdem sie sich über Jahre hinweg im Minus bewegt haben.
„So wichtig die Zinsschritte der Notenbanken für die Währungsstabilität und für Sparer sind, so schmerzhaft trifft der rasante Anstieg alle Mieterinnen und Mieter, die Wohneigentum erwerben wollen“, sagt Mirjam Mohr. Auch Eigentümer mit laufenden Finanzierungen, die kurz vor einer Anschlussfinanzierung stehen, bekommen die Verdoppelung der Kreditkonditionen innerhalb weniger Wochen zu spüren. Wer in ein bis fünf Jahren seine Anschlussfinanzierung regeln muss, weil die Zinsbindung endet, sollte jetzt die Konditionen prüfen. Mit sogenannten Forward-Darlehen lassen sich die im historischen Vergleich noch günstigen Zinsen für die Zukunft sichern, bis zu fünf Jahre im Voraus.
Kaufinteressenten rät Interhyp zu wohlüberlegtem Handeln: Sie sollten mit Rechnern oder im Rahmen eines Beratungsgesprächs prüfen, welche Auswirkungen das aktuelle Zinsniveau für sie konkret hat. „Wir raten anhaltend zu Anfangstilgungen von drei Prozent und mehr sowie langen Zinsfestschreibungen, die ausreichend Sicherheit bieten“, sagt Mirjam Mohr. Wichtig sei bei konkretem Interesse, die Unterlagen für die Finanzierung gut vorzubereiten. Denn derzeit können Kundinnen und Kunden im Abstand von wenigen Tagen durchaus unterschiedliche Monatsraten für die gleiche Darlehenssumme von Darlehensgebern angeboten bekommen. Mirjam Mohr: „Ein konkretes Angebot gilt in der Regel fünf bis zehn Tage, das variiert von Bank zu Bank. Allerdings müssen in dieser Zeit alle nötigen Unterlagen bei der Bank eingereicht werden, sonst verfällt das Zinsangebot.“
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