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Zinswende beim Baugeld bereits angekommen

Verfasst: 06.02.2022 - 18:57
von investinformer
Zinswende beim Baugeld bereits angekommen

Auch wenn die EZB bei der jüngsten Sitzung vorerst kein Ende der lockeren Geldpolitik beschlossen hat, zeichnet sich beim Baugeld bereits eine Trendwende ab. Für Immobilieninteressentinnen und -interessenten mit Finanzierungsbedarf könnte dies teuer werden. Die Inflationserwartungen und der Ausblick auf eine straffere Zinspolitik anderer Notenbanken verbunden mit höheren Renditen bei Staatsanleihen haben im Januar bereits zu einem Anstieg der Bauzinsen geführt. Laut der Interhyp AG, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen, liegen die Zinsen für Darlehen mit zehnjähriger Zinsfestschreibung Anfang Februar im Schnitt bei rund 1,2 Prozent. "Der Konditionssprung bei den Immobiliendarlehen zeigt, wie schnell sich ein Blatt wenden kann. Auch wenn die Konditionen im historischen Vergleich noch immer niedrig sind, bedeutet die sich manifestierende Zinswende beim Baugeld für viele Immobilienkäufer einen höheren finanziellen Aufwand", sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG. "Wir halten Zinsen über 1,5 Prozent im weiteren Jahresverlauf für möglich." Im Interhyp-Bauzins-Trendbarometer, bei dem monatlich Expertinnen und Experten von Kreditinstituten befragt werden, hält die Mehrheit weiter steigende Zinsen im Jahr 2022 für wahrscheinlich.

Laut Interhyp ist der Konditionssprung um rund 0,2 Prozentpunkte binnen weniger Wochen vor allem auf die anhaltend hohe Inflation zurückzuführen, durch die ein Ende der expansiven Geldpolitik immer realer wird. Durch die Pandemie, massive Überschuldung, Lieferengpässe sowie geopolitische Themen sind zwar konjunkturelle Rückschläge weiterhin nicht auszuschließen, es zeichnet sich aber eine Trendwende ab. Die Europäische Zentralbank hat bei der Februarsitzung den Leitzins zwar nicht angetastet. Es mehren sich jedoch die Anzeichen, dass die europäischen Währungshüter langfristig anderen Notenbanken folgen werden.

"Viele Investoren richten aktuell ihre Anlagestrategie neu aus. In den USA sind die Renditen der Staatsanleihen schon seit längerem gestiegen. In Deutschland haben die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen im Januar erstmals seit 2019 ins Plus gedreht - was das Baugeldniveau sichtbar nach oben gezogen hat", sagt Mirjam Mohr.

Laut Interhyp-Bauzins-Trendbarometer überwiegen derzeit die Argumente, dass die Trendwende beim Baugeld begonnen hat. Falls sich die Corona-Pandemie nicht nochmals stärker bremsend als erwartet auf den Zinsauftrieb auswirkt und die Inflation längerfristiger Natur ist, ist laut Interhyp ein weiterer Zinsanstieg um mehrere Zehntelprozentpunkte durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen. "Wer ein konkretes Finanzierungsobjekt im Auge hat, sollte nicht auf niedrigere Konditionen spekulieren. Wichtiger als der Zinssatz sind bei einem Immobilienkauf ohnehin das Objekt sowie die Finanzierungsstruktur - also Themen wie eine ausreichend hohe Eigenkapitalquote, eine lange Zinsbindung und eine angemessene Tilgung", sagt Mirjam Mohr. Die Expertin rät zum intensiven Zinsvergleich, da finanzierende Institute Zinserhöhungen in verschiedener Geschwindigkeit weitergeben. Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer mit bestehendem Kredit sollten prüfen, ob sie sich die jetzt geltenden Konditionen für den Anschlusskredit sichern können. Das geht oft viele Monate vorher. Sinnvoll können auch Forward-Darlehen sein, mit dem sich Interessentinnen und Interessenten günstige Zinsen auch mehrere Jahre im Voraus sichern können. "Wer zum Beispiel vor sieben oder acht Jahren ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung abgeschlossen hat, sollte jetzt die Konditionen für ein Forward-Darlehen prüfen", sagt Mirjam Mohr.